#14 - Metaverse mit Carolin Wurst und Thomas Dauser

Shownotes

Carolin Wurst und Thomas Dauser beschäftigen sich beim und für den SWR mit digitalen Innovationen und digitaler Transformation. Im Podcast sprechen wir über das Metaverse, was das für die Medienlandschaft, Unternehmen und unseren Alltag bedeutet.

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00:00:03: In der einen oder anderen Form, in der einen oder anderen Ausprägung kommt das Metaverse.

00:00:10: Carolin Wurst und Thomas Dauser beschäftigen sich beim und für den SWR mit digitalen Innovationen und digitaler Transformation. Im Podcast sprechen wir über das Metaverse. Was das für die Medienlandschaft, Unternehmen und unseren Alltag bedeutet. Carolin, Thomas, herzlich willkommen! Wie erkläre ich denn jemandem das Metaverse, der vielleicht selber noch nie da war?

00:00:34: Also der Begriff, den gibt es eigentlich schon seit den Neunzigern, kommt aus der Science Fiction Literatur, und der hat damals schon immersive virtuelle Welten beschrieben, die mithilfe von Technologie betreten werden können. Und das klingt jetzt vielleicht für den einen oder anderen sehr zukunftsorientiert. Und viele Autoren, die beschreiben das Metaverse auch als etwas, das sehr, sehr weit in der Zukunft liegt und momentan noch gar nicht möglich ist technologisch. Aber es gibt auch viele Autoren, die sagen, hey, nee, es gibt jetzt schon Metaversum Plattformen. Und den Ansatz finden wir interessant. Und da haben wir eine Arbeitsdefinition für entwickelt. Die erzähle ich euch jetzt einmal. Und zwar, das Metaversum ist die Gesamtheit der teilweise verbundenen virtuellen, begehbaren und dreidimensionalen Räume, die multifunktional und im sozialen Kontext genutzt werden. Und ich mache das mal an einem Beispiel konkreter. Und zwar an einem Beispiel, das vielleicht greifbarer ist. Gaming. Viele Plattformen, die aus dem Gaming Bereich kommen, entwickeln sich gerade zu metaversumartigen Plattformen, zum Beispiel die Plattform Minecraft oder Roblox oder Fortnite sind zum großen Teil Shooter eigentlich. Also Spiele, bei denen verschiedene Leute sich abschießen. Und da passiert jetzt plötzlich was. Da verbringen Leute ihre Zeit ohne die Spielmechanismen zu befolgen, sondern interagieren dort in ganz freiem sozialen Kontext mit anderen Menschen, tauschen sich aus, es finden vielleicht auch Konzerte statt, Transaktionen. Das heißt, wir haben eine starke Multifunktionalität auf diesen Plattformen plötzlich, die gar nichts mehr mit dem ursprünglichen Kontext zu tun haben. Ich kann mich auch frei bewegen auf diesen Plattformen, kann machen, was ich will. Und zum Teil gibt es auch schon erste Ansätze, dass ich auch von einer Plattform zur anderen Plattform Dinge mitnehmen kann. Also dass diese Plattformen ganz, ganz, ganz leicht miteinander verschmelzen. Und das ist auch so ein Narrativ, das bei Metaversum immer wieder aufkommt. Gibt es vielleicht irgendwann einen Zusammenschluss oder offene Standards, die diese ganzen Plattformen miteinander verbinden? Und ist das dann das Metaversum? Aber man muss auch dazu sagen, dass das momentan wirklich ganz stark noch in den Kinderschuhen steckt und wir jetzt noch nicht sagen können, ob das wirklich passiert.

00:02:53: Da war jetzt viel drin, aber immersiv für Leute wie mich, die kein Latein hatten. Ich glaube, es kommt irgendwie vor aus dem Latein. Es heißt ja auch so, wie du es eben erklärt hast, ich kann in eine solche Welt auf einmal eintreten. Das heißt ja, wenn ich es mal übersetzen würde, ich spiele nicht mehr - in dem Fall Spielen ist ja auch nur ein Anwendungsfall - zweidimensional und hab ein "hier bin ich, dort ist der Screen", sondern ich bin auf einmal Teil dieser Welt. Kann man das so richtig übersetzen?

00:03:21: Und vielleicht sogar noch ein Stück weit stärker übersetzen. Nicht nur eintreten, sondern im wahrsten Sinne des Wortes eintauchen. Also in der Tat eben ein dreidimensionaler Raum. Ich kann mich bewegen und ich bin wirklich mitten drin und kann mich nach hinten umschauen, kann nach vorne schauen, kann nach oben schauen, kann nach unten schauen und das macht eben vielleicht auch den ganz großen Reiz aus beim Spielen und dann erst recht später in einem Metaversum, weil ich eben so unmittelbar Teil des Geschehens bin und es eben noch viel mehr auf mich einwirkt und ich noch mehr eingesogen bin von dieser Umgebung und eben interagieren kann mit Dritten. Das, glaube ich, ist das, was ein Metaversum ausmacht und jetzt schon auf den Plattformen erlebbar ist. Da sprechen wir eben nicht über eine ferne Zukunft, sondern jeder, der das mal ausprobiert, kann dann schon eine Ahnung davon kriegen, was damit gemeint ist.

00:04:12: Carolin hat er eben schon erwähnt, also ein riesen Anwendungsbereich sind natürlich Spiele, aber nicht ausschließlich. Es passiert ja oft, dass man sagt, naja Metaverse, das ist irgendwas, was mit Spielen zu tun hat. Aber es ist natürlich irgendwie ein sehr großes Anwendungsfeld, wo ich dann auf einmal ja mittendrin bin. Und ich sage immer zu meinem Kleinen, wollen wir Mario Kart fahren in Echt? Der sagt natürlich ja, ich sage nein, das machen wir nicht. Papa geht jetzt nicht in den Drift auf der Autobahn, das machen wir nur am Screen. Aber welche Anwendungsbereiche seht ihr noch so beyond Gaming? Also, was sind vor allem Betätigungsfelder, wo ihr sagt, da könnte das Metaverse mal irgendwie eine Rolle spielen?

00:04:48: Also, wir glauben schon, dass gerade in der Kreativwirtschaft, kreative Zusammenarbeit sowohl bei Universitäten als auch bei Unternehmen, dass da auf jeden Fall ein großer Anwendungsfall sein könnte. Homeoffice bleibt wahrscheinlich ein großes Thema, aber trotzdem im kreativen Kontext dann eben physischer zusammen sein zu können im Digitalen, ist, glaube ich, da besonders interessant. Aber auch noch ein zweiter Anwendungsfall. Ganz banal, Dialog, in Kontakt treten, auch in einer Freizeit mit Menschen sich austauschen, zum Beispiel wie auf der Plattform VR Chat. Glauben wir auch, dass das super interessant ist, auch für uns als öffentlich rechtlicher, weil natürlich da verschiedene Menschen zusammenzubringen, die Gesellschaft zusammenzubringen in anonymisierter Form und gleichzeitig, wenn es aber virtuell und dreidimensional ist, auch in sehr nahbarer Form, birgt natürlich viel Potenzial, um vielleicht auch der Polarisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken an der einen oder anderen Stelle.

00:05:54: Manchmal sind die Plattformen ja auch noch leer. Das muss man auch dazu sagen. Also, es wird ja auch immer wieder darüber geschrieben, dass dann das Metaversum von Zuckerberg so leer ist, dass man sich da auch verlaufen kann. Aber auf der anderen Seite ist eben vielleicht auch schon spürbar an anderer Stelle, was möglich ist. Immer wieder wird ja auch ein Beispiel gebracht, ein Konzert, das Travis Scott mit seinem Avatar, also mit seiner Figur gegeben hat in Fortnite und wo eben 27 Millionen Menschen auf einmal zugeschaut haben bei diesem Konzert und mittendrin dabei waren, mit tanzen konnten und sich vielleicht dort dann auch begegnet sind. Mit Menschen, die Tausende von Kilometer weit entfernt gewohnt haben. Und das ist eben das Besondere an diesem Metaversum, dass es theoretisch immer an ist, dass es unbegrenzt groß ist, dass es nie voll ist. Und das macht natürlich auch nochmal einen faszinierenden Reiz aus.

00:06:49: 27 Millionen Leute, die kriegst Du in keine Konzerthalle, glaube ich. Aber Stichwort Mark Zuckerberg, der richtet ja sein, wenn ich es richtig verstehe, seine gesamte Unternehmensstrategie sehr aggressiv darauf aus. Nicht nur mit der Namensgebung. Aber würdet ihr selber Facebook Aktien kaufen? Also ist das was, wo ihr ja, ich sag mal so ein bisschen salopp, die Zukunft einer Unternehmung draufsetzen würdet?

00:07:15: Ich glaube zumindest, dass es natürlich ein absolutes Hochrisikospiel von Zuckerberg ist, sein ganzes Unternehmen darauf zu verwetten. Und vielleicht geht Facebook auch dabei hops. Das will ich gar nicht ausschließen, weil er natürlich momentan enorme Investitionen tätigt. Umgekehrt dürfen wir, glaube ich, nicht den Fehler machen, dass wir bei Metaversum immer nur an Meta denken. Also selbst wenn der Facebook Konzern Meta scheitern sollte mit dieser Strategie. Dann gibt es eben viele andere Plattformen von Roblox bis Fortnite oder auch Anbieter, die wir heute noch gar nicht kennen, die sich vielleicht durchsetzen könnten. Und trotzdem, auch wenn momentan das Metaversum von Zuckerberg noch an vielen Stellen sehr, sehr einsam und leer ist, glaube ich, darf man eines nicht verkennen, dass er es schon momentan schafft, eben sowohl die Infrastruktur zu bauen, an vielen Stellen auch schon die Inhalte hat und jetzt eben auch eine VR Brille auf den Markt gebracht hat mit Quest, die super einfach zu händeln ist, keinen Gamingcomputer mehr braucht, kein Kabel mehr hat, sondern im WLAN funktioniert. Und ich glaube, das wird schon noch mal ein Teil eines Gamechanges sein können, weil es eben für viele dann noch mal einfacher vorstellbar ist, das mal auszuprobieren, zu testen, es auch bezahlbar wird, es viel komfortabler ist als früher, wo man eben wirklich erst mal zwölf Kabel einstöpseln müsste, bevor man dann loslegen konnte. Das ist der Unterschied. Und darin liegt aber vielleicht auch so ein bisschen die Gefahr. Also, schafft es dann Mark Zuckerberg wirklich vom Zugang über das Endgerät VR Brille bis hin zur Infrastruktur eben sein Metaversum zu bauen, das eben nicht offen ist, nicht transparent ist, wo er einmal mehr die Allgemeinen Geschäftsbedingungen quasi diktiert und quasi auch festlegt, wer dort ansonsten sein kann, unter welchen Bedingungen und zu welchen Kosten.

00:09:13: Und, wie in digitalen Märkten üblich, die neigen eben zur Oligopolbildung. Und wenn Meta mit den VR Brillen weiterhin so stark im Markt ist, dann haben sie da ja eine Gatekeeper-Funktion. Das heißt, sie können ja dann eher sagen, okay, über unsere Brillen nur auf unsere Plattform und dann eben wieder da haben sie ein starkes Brett für den Marktanteil nachher.

00:09:39: Ja, da habe ich schon andere Player erlebt, die das versucht haben.

00:09:43: Wir wissen es. (lacht)

00:09:44: Nicht immer sehr erfolgreich, aber... (lacht) Was meint ihr denn? Oder könnt ihr kurz umreißen? Klar, ich brauche irgendwie eine Brille, damit ich überhaupt Teil dieser virtuellen Welten werden kann. Aber Thomas, wenn Du sagst - und das Wort ist öfter schon gefallen - Infrastruktur, was versteht ihr darunter alles?

00:09:59: Na ja, letztendlich geht es ja darum, dass ich auf einer Plattform dann etwas erleben kann, dass ich mich dort bewegen kann. Und genau das zu bauen, diese Welt zu bauen, das ist ja auch gemeint mit Infrastruktur. Und da erleben wir... Also diese Dinge werden ja schon lange gehyped, so wie wir ja immer wieder auch hören, jetzt ist Virtual Reality unmittelbar vor dem Durchbruch und bislang ist es doch in weiten Teilen an manchen Stellen auch immer noch eine Nische geblieben. Aber die Revolution ist eben schon, dass die Darstellungsformen nochmal ganz anders sind, dass das Rendern, also das Rechnen der Darstellung in Echtzeit ermöglicht wird. Und insofern ist es eben schon ein ganz anderes Erlebnis als noch vor drei, zwei oder auch nur einem Jahr. Und auch das ist ja gemeint mit der Infrastruktur, dass ich eben mich in eine Welt begeben kann, die funktioniert, wo es nicht nur ruckelt. Wobei die Herausforderungen da wirklich irre sind. Also die Avatare, die Spielfiguren, je ausdefinierter sie sind. Am Ende ist ja die Vorstellung, dass ich im besten Falle jede Regung erkenne, dass ich wirklich sehe, wenn ich in dem Moment meine Wimpern hochziehe, dass das dann auch mein Avatar im besten Falle macht. Ganz witzig ist zum Beispiel, dass sich viele noch schwer tun, die Füße eines solchen Avatars echt aussehen zu lassen, gut aussehen zu lassen, weshalb ja zum Beispiel Mark Zuckerberg auch bei seiner jüngsten Präsentation ein bisschen geschummelt hat. Die Leute waren eigentlich ohne Unterleib und er hat die Füße quasi im Vorhinein schon in der Postproduktion noch mal dazugesetzt, weil das eben nach wie vor so tricky ist, das wirklich authentisch und echt aussehen zu lassen.

00:11:37: Ja, Wahnsinn. Können wir jetzt mal vielleicht drauf eingehen, was ist der Grund für für euch, sich aus einer Medien- oder aus einer Rundfunkanstalt SWR mit diesem Thema zu beschäftigen? Wie wird sich die Medienlandschaft verändern? Was glaubt ihr, wie sieht es aus? Was ist die Motivation für euch, da so genau reinzugucken, ins Metaverse?

00:12:00: Caro hat ja schon gesagt, auf jeden Fall ermöglicht dir ein Metaversum, dass sich dort Menschen begegnen, dass Menschen dort interagieren, dass Menschen sich dort auch austauschen. Auch das erleben wir ja schon, dass die Chatfunktion genutzt wird, um sich zu unterhalten. Und dort treffen sich also Menschen in ihren Peergroups und unterhalten sich und bilden sich ja vielleicht auch Meinungen, machen sich ein Bild von der Welt. Und das ist schon eine zutiefst mediale Aufgabe, auch eine Aufgabe des öffentlich rechtlichen Rundfunks. Wie schaffen wir es, wenn das dann tatsächlich so ist, dass sich dort vielleicht Millionen von Menschen treffen, dass Menschen dort regelmäßig weite Teile ihrer Zeit, in der sie Medien nutzen, dort verbringen, wie schaffen wir es dann, an Menschen heranzukommen, die zu ertüchtigen, ihnen zu ermöglichen, dass sie sich eine eigene Meinung bilden können, dass sie sich Information holen, dass sie ein ganzes Bild der Welt bekommen, um dann eben tatsächlich auch sich eine eigene Meinung bilden zu können.

00:13:01: Das heißt, ihr geht davon aus, dass wir auch Medien, Nachrichten, Inhalte durch das Metaverse völlig anders konsumieren? Also, habt ihr da mal ein konkretes Beispiel? Oder vielleicht auch mal Dinge, wo ihr sagt, da haben wir dran gearbeitet, das sind so erste Prototypen, die wir auf die Straße gebracht haben, um das auch mal nicht nur von der theoretischen, sondern auch der praktischen Seite anzuschauen.

00:13:24: Also, wir haben auf jeden Fall mit Planet Schule schon einige Experimente gemacht. Im Bereich VR zum Beispiel, Honigbiene VR und Körperzelle VR. Das sind eher Angebote für Schüler, aber da kann man eben sehr komplexe Zusammenhänge sehr, sehr anschaulich und begeisterungsfähig sich angucken. Wir hatten gestern tatsächlich da uns das mal angeschaut mit der VR Brille und man kann da zum Beispiel in einen Bienenstock reinfliegen und sieht dann, wie eine Hornisse da in den Eingang kommt und dann erstmal von den Bienen abgefangen wird und rausgeschmissen wird. Und das ist natürlich was, was du sonst Schülern in der Form gar nicht vermitteln kannst, weil du kannst da in echt nicht so nah rangehen. Oder bei Körperzelle VR bist du dann innerhalb von einer Körperzelle und die Ästhetik ist wunderschön und diese komplexen systemischen Zusammenhänge kannst du da halt einfach ja toll zeigen. Das als einen Anwendungsfall, den wir schon schon hatten.

00:14:31: Und ob auf einem Shooterspiel wie Fortnite es wirklich klappt, landespolitische Inhalte zu präsentieren, das weiß ich auch noch nicht ganz genau, wie das ausschauen kann. Aber wie Caro gerade gesagt hat, ein großes physikalisches Experiment, wo ich vielleicht als junger Mensch eher eine gewisse Distanz habe, mich darin jetzt ausbilden zu lassen, mir das vorzustellen, mich da tief reinzuknien und mich da einzulesen, ist wahrscheinlich eher nicht sexy. Aber das dann zu erleben, in einem dreidimensionalen Raum es erfahrbar zu machen, dann macht es ja vielleicht schon mal wieder eher Spaß. Also insofern zum Beispiel der edukative Content, also Bildungsinhalte, das könnten wir uns sehr gut vorstellen, da die Möglichkeiten, die Darstellungsformen eines Metaversums dann zu nutzen.

00:15:19: Wir denken aber natürlich auch an andere Anwendungsfälle. Wir haben einfach dort Medienräume, die zum Teil auch aktuell noch total unmoderiert sind. Da sind sehr viele junge Leute und die konsumieren eben die Inhalte, die dort angeboten werden. Und es sind zum Teil auch Inhalte, zum Beispiel von verfassungsfeindlichen Gruppen. Und wenn das da eben unmoderiert stattfinden kann, dann bedeutet das für uns als öffentlich rechtlicher, wenn es diese Plattform gibt, dann müssen wir ja eigentlich in irgendeiner Form dort stattfinden und auch Inhalte produzieren und anbieten. Inhalte, die eben öffentlich-rechtlicher Natur sind und können davor ja nicht die Augen verschließen und müssen vielleicht auch an sowas denken wie Safe Spaces, also sichere Orte für die jungen Zielgruppen innerhalb dieser unmoderierten Plattform zu schaffen. Aber auch andere Anwendungsfälle sind denkbar, zum Beispiel mit Funk ist ja ein total erfolgreiches Angebot vom öffentlich rechtlichen. Das wäre hauptsächlich, wo wir Creative Creators auf YouTube unterstützen, die öffentlich-rechtlich-nahe Inhalte produzieren und wir die eben gemeinsam mit denen groß machen oder sie einfach unterstützen. Und auch sowas könnten wir ja fürs Metaversum denken. Da gibt es ja auch Creators, die virtuelle Welten anbieten, die tollen Inhalt produzieren, aber der zum Beispiel, der eben monetarisiert ist. Also, das heißt zum Beispiel über In-App Käufe für die jungen Zielgruppen nur zugänglich ist. Wenn wir jetzt sagen, wir schauen, was es da schon gibt, welche Inhalte toll sind und kooperieren da eben mit interessanten Creators und entmonetarisieren das und machen das somit zugänglich für alle sozialen Schichten ist es natürlich auch ein öffentlich rechtlicher Gedanke, der interessant ist.

00:17:08: Was seht Ihr denn für Anwendungsfälle auf der Unternehmensseite? Habt ihr da auch Ideen, Visionen, Konzepte?

00:17:17: Na, ich bin mir sicher, dass egal wie stark und wie schnell die Metaverse Idee tatsächlich kommt, dass es viele Anwendungsfälle gibt. Also, wir sind ja alle inzwischen müde, was Teams-Schalten anbelangt, was die ganz normalen Arbeitswelten anbelangt in einer Homeoffice / Remote Arbeitswelt. Ich glaube schon, dass das zum Beispiel ein ganz konkreter Anwendungsfall werden kann. Wie kann ich mir das Gefühl geben, dass mein Kollege wirklich neben mir sitzt, auch wenn alle beide im Homeoffice sind? Also quasi Arbeitswelten schaffen, die dann mit Hybriden oder dann eben auch mit komplett virtuellen Arbeitsräumen dann gelingen. Aber klar, ich kann mir durchaus auch vorstellen und auch das gibt es ja jetzt schon längst, dass Unternehmen die Möglichkeiten eines Metaversums nutzen, um ihre Produkte nochmal besser erlebbar zu machen. Also meinetwegen ein Autohersteller, der sagt, ja, ich ermögliche es einem Kunden, auch wenn er nicht bei mir im Autohaus ist, die Autotür zu öffnen, mich reinzusetzen, das Erlebnis zu haben, wie dann das Display vorne ausschaut und vielleicht sogar ein Gefühl dafür bekomme, wie der Motor angeht und hoffentlich nicht so laut dröhnt, weil es halt ein Elektroauto ist. Also insofern glaube ich, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, eben weitere Touchpoints zu schaffen, es zu ermöglichen, dass man wieder eintauchen kann in eine Produktwelt und das unmittelbar erleben kann, auch wenn ich eben nicht vor Ort bin, wenn ich nicht im Showroom bin, auch wenn ich nicht im Laden stehe.

00:18:50: Also sowohl die interne Zusammenarbeit als auch die Interaktion mit dem Kunden. Wenn wir das jetzt mal zusammenführen. Also, wir werden möglicherweise Inhalte anders konsumieren. Zusammenarbeit sieht möglicherweise ganz anders aus. Habt ihr da auch mal ein Bild gezeichnet für euch? Wie sieht denn so ein... I don't know in zwei, drei, vier oder fünf Jahren... Aber wie würde, mal angenommen, das Metaverse setzt sich durch, wie würde denn da eurer Meinung nach so ein ganz normaler Alltag aussehen?

00:19:22: Also, wir glauben nicht, dass wir ein zweites Leben oder einen zweiten Alltag im Metaverse oder Metaversum führen werden, sondern dass es eben ein weiteres Medium ist, das wir nutzen. Also, wie wir jetzt auch Teams eben nutzen, unser Smartphone aktiv nutzen und da auch viel Zeit mit verbringen, werden wir auch für verschiedene Anwendungsfälle dann einfach ins Metaverse gehen. Und da kann es dann auch ganz unterschiedliche Anwendungsfälle geben, eben berufliche... Ich treffe mich im Meeting dann mit meinen Kollegen, aber eben auch ja, spielerische Erfahrungen und soziale Interaktionen. Aber wie gesagt, nichts, was jetzt kontinuierlich über den ganzen Tag abläuft, sondern wie ich eben meine Apps und meine Anwendung auch heute eben nutze. Dass ich dann halt spezifisch ins Metaversum gehe, um verschiedene Anwendungen auch eben dort zu nutzen.

00:20:11: Und das zeigt ja wirklich die Mediengeschichte seit Jahrhunderten. In der Tat hat der Kinofilm das Buch nicht kaputt gemacht, sondern wir lesen immer noch Bücher und die Erfindung des Fernsehens hat das Kino nicht tot gemacht. Und das Radio lebt auch immer noch weiter, obwohl das Fernsehen dazugekommen ist. Und insofern glaube ich eben auch, es wird nicht die Mediennutzung komplett verdrängen, aber es wird eben eine Zeit der Mediennutzung abknapsen und bei manchen weniger und bei manchen sehr viel Zeit dieser Mediennutzung. Und das wird eben für uns als Medienunternehmen spannend sein. Schaffen wir es dann eben auch dort einen Anteil zu haben, wenn Menschen sich in ein Metaversum begeben? Und ich glaube, es wird dann auch hoffentlich eine bewusste Entscheidung sein, wo habe ich dann einen Mehrwert davon? Ein ganz banales Beispiel, vielleicht führe ich eine Fernbeziehung und es macht dann eben mehr Spaß, den Tatort um 20:15 abends gemeinsam zu schauen mit dem Gefühl, mein Partner sitzt unmittelbar neben mir und teilt vielleicht sogar mit mir die Decke, unter der man sich kuschelt, obwohl man 1000 Kilometer voneinander entfernt in dem Moment ist.

00:21:15: Habt Ihr da für euch einen Auftrag als öffentlicher Rundfunk definiert? Klar, kann man natürlich sagen, wir stellen Inhalte und wir ermöglichen das, was wir heute ohnehin in unserem öffentlichen Auftrag tun, noch einmal auf eine neue Art, aber auch ein Stück weit, diesen gesellschaftlich-kulturellen Wandel ein Stück weit zu begleiten. Habt ihr euch da selber einen Auftrag gegeben, welche Rolle Ihr dabei spielen wollt?

00:21:38: Ich meine, wir können uns ja keinen Auftrag selbst geben, sondern wir haben ja einen. Und manchmal gibt es da auch knallharte Grenzen dieses Auftrags. Also im Medienstaatsvertrag ist ja auch genau geregelt, was wir nicht machen dürfen. Zum Beispiel ist geregelt, dass wir keine Spiele anbieten dürfen, wenn sie keinen Bezug zu unseren Sendungen haben. Und insofern wird es schon deutlich sein, noch mal klar zu machen, an welcher Stelle braucht es uns als öffentlich rechtlichen Rundfunk, wo machen wir auch tatsächlich einen Mehrwert? Und in der Tat, einen Mehrwert machen wir dann, wenn wir zum Beispiel dazu beitragen, dass eben es nicht eine weitere Plattform gibt durch das Metaversum, wo einfach konträre Meinungen, Meinungen einfach aufeinanderknallen und Hass und Hetze noch mal weiter gewinnt, in Anführungszeichen. Sondern, dass wir dann dort die Instanz sind, die mit gut recherchierten Inhalten, die mit einer Begegnung der Nutzenden auf Augenhöhe, die empathisch und wertegesteuert dann unterwegs ist und vielleicht einen solchen Dialog auch grundsätzlich einfordert. Also ich fände es einfach spannend und wir haben nur sehr begrenzte Möglichkeiten. Und wir werden, anders als Mark Zuckerberg nicht jedes Jahr 10 Milliarden US Dollar investieren können. Beileibe nicht. Nicht im Ansatz. Aber ich fände es gut, wir würden zumindest in dieser Debatte mitspielen und uns dafür einsetzen, dass das Metaversum ein Ort ist, bei dem es klare Spielregeln gibt, die eben unseren Wertmaßstäben entsprechen, die wir als Gesellschaft an uns richten sollten.

00:23:11: Wir haben für uns auch drei Kategorien mal definiert sozusagen auf der Skala von gelernt, das kriegen wir schon hin bis okay, das ist herausfordernd, was wir auf jeden Fall machen wollen. Das eine ist natürlich, qualitativ hochwertige Berichterstattung über dieses ganze Thema für alle eben zu bieten, für alle, für die ganze Bevölkerung in unserem Sendegebiet. Das zweite ist die Medienkompetenz, aber auch die Finanzkompetenz, die auch beim Metaversum immer wieder eine große Rolle spielt, zu stärken und da Angebote zu schaffen. Und das Dritte und eben für uns auch herausfordernd ist, eben wie Thomas auch schon sagt, relevante Inhalte anzubieten auf diesen Plattformen und somit dann eben auch Inhalte für die Zielgruppen anzubieten, die sich eben dort befinden.

00:23:59: Sehr schön, jetzt habt ihr ja auch schon einige Meter hinter euch. Was würdet ihr denn einem Unternehmen empfehlen? Also, Metaverse klingt ja erstmal fancy. Noch ein Thema, um das ich mich kümmern soll. Aber wie nähere ich mich diesem Thema an, um vielleicht das auch erstmal bewerten und einordnen zu können? Habt ihr da ein paar ganz konkrete Tipps?

00:24:17: Also ich hätte zumindest einen super einfachen, um den man sich fast gar nicht drücken kann. Ich würde niemandem raten, jetzt erst mal 1 Million auf die Seite zu stellen und dann irgendwas damit anzufangen und sofort zu investieren. Sondern ganz banal, jeder sollte wirklich eine Gelegenheit suchen und sich eine VR Brille aufsetzen und es wirklich einfach mal ausprobieren und erleben, die Scheuklappen ablegen und es mal auszuprobieren. Weil ich glaube, man muss es einmal wirklich am eigenen Leib erfahren haben, was macht es aus? Warum ist die Faszination so groß, in solche Räume einzutauchen? Warum macht es tatsächlich nochmal einen zusätzlichen Reiz aus, in einem dreidimensionalen Raum auch zum Beispiel spielerisch da unterwegs zu sein? Also das ist der banalste Tipp. Jeder sollte mal einmal eine VR Brille aufsetzen und die ausprobieren.

00:25:10: Sehr gut. Machbar. Check. Haken. Sonst noch?

00:25:15: Und natürlich kommt dann da auch schnell Interesse auf, wenn jemand mal Berührungspunkte damit hatte oder hoffentlich im Unternehmen, damit was zu machen und dann ganz entspannt mal ein erstes Pilotprojekt zu starten, das keinen Erfolgsdruck hat, sondern einfach mal spielerisch, sich dem Thema dadurch nähern zu können und auch zu gucken, haben wir denn Kompetenz in dem Bereich schon? Welche Kompetenzen brauchen wir denn eigentlich in dem Bereich? Und das Projekt dann, oder den Test dann auch intern publik zu machen und dann zu schauen, welche Leute haben denn wirklich Interesse, da ein professionelleres Projekt nochmal aufzusetzen und dann in die ersten Pilotprojekte einfach reinstarten, ohne große Strukturen aufzubauen, sondern einfach mal loslegen.

00:25:59: Sehr gut. Das heißt, möglichst schnell praktische Erfahrung sammeln?

00:26:03: Genau.

00:26:04: Am Schreibtisch lernt man auch nicht, wie der Orang Utan denkt, sondern sollte man mal eine VR Brille aufsetzen, vielleicht mal Projekte initiieren und mal praktische Erfahrungen sammeln. Gibt es denn sonst noch... Ihr habt ja ein sehr umfangreiches, tolles Whitepaper zum Thema Metaverse geschrieben. Gibt es irgendwas, von dem ihr sagt, das sollten wir hier noch erwähnen? Ein guter Grund, sich das selber mal an die Hand zu nehmen. Ich meine, das sollte man vielleicht ohnehin tun. Das gehört ja vielleicht auch dazu, sich damit mal zu befassen. Aber gibt es noch irgendwas, wo ihr sagt, das steht da drin, da sollten wir jetzt noch unbedingt drüber sprechen, bevor wir ein Schleifchen drum machen?

00:26:38: Ich glaube, wichtig ist einfach, dass wir uns damit auseinandersetzen sollten. Ich bin wirklich davon überzeugt, in der einen oder anderen Form, in der einen oder anderen Ausprägung kommt das Metaverse. Und ich fänd's verdammt schade, wenn wir den anderen, die eben nur und allein wirtschaftliche Interessen haben, wenn wir es nur denen überlassen, den drei, vier, fünf Oligopolen, die sich jetzt schon herausgebildet haben, wenn wir es denen überlassen würden, das Metaversum zu bauen und auch noch die Regeln, die Gesetzmäßigkeiten dieses Metaversums zu erfinden. Also insofern finde ich, jeder sollte sich ein Buch zur Hand nehmen oder eben eine VR Brille und es einmal am echten eigenen Leib ausprobieren und sich damit auseinandersetzen, damit man anfangen kann. Wir sollten das nicht den anderen überlassen.

00:27:30: Und bei Metaversum muss man sagen, es handelt sich einfach um ein Buzzword. Und gerade bei Buzzwords lohnt es sich immer, noch mal genauer hinzugucken. Und es stimmt absolut, dass eben Plattformen wie die metaversumartige Plattform von Meta, also Facebook, noch kaum Nutzer hat. Aber es ist eben auch so, dass eben die Gaming Plattformen wie Roblox, Fortnite und Minecraft wahnsinnig viele Nutzer*innen haben und einen Shift machen und aktiv investieren dahin, auch metaversumartige Plattformen zu werden. Und das unterstreicht für mich extrem, dass wir da uns alle mit beschäftigen müssen. Wenn solche großen Gruppen an jungen Menschen da ihre Zeit verbringen, ja dann lohnt sich da trotz aller Kritik, die auch immer wieder aufkommt, auch gerade im Kontext von Finanzen und Blockchain und Kryptowährungen, trotzdem da einen Blick reinzuwerfen in das ganze Thema und sich nicht verunsichern zu lassen.

00:28:30: Sehr schön. Da würde ich mal mich bemühen, ein kurzes Schleifchen drum zu machen, um die letzten knapp 30 Minuten. Also ein riesen Buzzword Metaverse, aber worum geht es? Es sind eigentlich virtuelle Welten, in die ich eintreten kann. Also, ich bin dann Teil dieser Welt, nicht nur mein Screen vor mir, sondern ich bin mittendrin. Es gibt auch beyond Gaming einige sehr spannende Anwendungsfälle, wo man nicht nur sagen kann für die Medienlandschaft, sondern auch für Unternehmen wird sich möglicherweise die Welt ein bisschen verändern, aber nicht so sein, dass plötzlich auch alles Metaverse ist, sondern das hast Du ja schon gesagt, Thomas. Das wird möglicherweise einen Teil unserer On Air Time konsumieren und für sich beanspruchen. Was kann man machen, um damit anzufangen? Also erstmal eine VR Brille aufsetzen. Sich ein bisschen mit Experten auseinandersetzen, vielleicht das eine oder andere Buch oder Whitepaper lesen, diesen Podcast vielleicht hören, das ein oder andere Video noch dazu konsumieren, wenn man dann glaubt als Unternehmen, da könnte was drin sein, vielleicht direkt versuchen, auch praktische Erfahrung erst mit einem kleinen Leuchtturmprojekt und dann im Anschluss mit - nicht der ganzen Kapelle - aber einer etwas größeren anzutreten. Kann man das so sagen? Habt ihr dem was zuzufügen?

00:29:45: Ein wunderschönes Schleifchen. (lacht)

00:29:46: Sehr schön. Dann machen wir das jetzt auch rund. Und vielen Dank für eure Zeit. Bis zum nächsten Mal.

00:29:52: Vielen Dank. Danke für die Einladung.

00:29:55: Dankeschön.

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